OMG!!! Wie teuer ist das denn????
… Preisgestaltung
Preisgestaltung ist ja eigentlich ein Thema, dass wahrscheinlich viele interessiert … gerade weil heiraten ja nicht unbedingt billig ist und weil man manchmal tatsächlich den Eindruck hat, dass manche Anbieter gleich mal ordentlich drauflegen, wenn sie das Wort Hochzeit hören …
Ok, was die Hochzeitskerze betrifft, sind meine KollegInnen und ich wahrscheinlich im untersten Budgetbereich einer Hochzeit, aber trotzdem sollte man aufpassen und auch immer den Budgetrahmen im Auge behalten.
Also ich bin jetzt seit 2006 in diesem Bereich tätig … und mir ist wirklich schon viel untergekommen ;o) und natürlich auch die Frage nach der Preisgestaltung .. ist ja auch nix unanständiges – im Gegenteil, das ist absolut legitim und ich bin davon überzeugt, dass jeder professionelle Anbieter (ganz egal in welchem Bereich) hier auch eine konkrete Antwort geben kann.
Am Anfang der gesamten Hochzeitsplanung sollte sich jedes Paar 2 Fragen stellen:
- Was will ich? und
- Welchen Wert hat das für mich? (Also welchen Stellenwert nimmt dieses oder jenes Detail für mich ein? Was ist es mir wert? Was bin ich bereit dafür auszugeben?) Um meinen Kunden diese Fragen zu erleichtern habe ich z.B. meine Preise von Anfang an öffentlich gemacht (obwohl ich ausschließlich Spezialanfertigungen und Unikate mache).
Nun gibt es in unserer Gegend viele, die eine Oma, eine Tante oder sonst jemanden im Bekanntenkreis haben, der hobbymäßig Kerzen verziert und da bekommt die Kerze dann natürlich für das Brautpaar eine zusätzliche, persönliche Qualität, die ein professioneller Anbieter niemals bieten kann. (Ich kann dafür andere Dinge bieten …) ABER, ich muss auch davon leben … und da kommen jetzt ganz viele Dinge zu tragen, die die Tante Mitzi einfach nicht rechnen muss.
Da ist z.B. das Lokal – ich kann ja meine Kerzen nicht zu Hause im Wohnzimmer machen, da fällt schon mal Miete, Strom, Heizung, Nebenkosten, Versicherungen, Telefon, Internet an …
Um ein professionelles Business zu betreiben muss man z.B. auch Werbung machen. Man muss auf Hochzeitsmessen ausstellen, Werbemittel, Flyer und so … eine Homepage …
Ich brauch einen Steuerberater, der meine Buchhaltung macht und die Finanzamtgeschichten regelt.
Ich brauch einen PC und Software (die nicht geklaut ist) und eine Registrierkasse.
Ich brauch auch hin und wieder ein Auto …
Dann kommt noch (und das ist ganz erheblich) 20% Umsatzsteuer dazu – die müssen meine Kunden zwar bezahlen, aber da hab ich gar nix davon, weil die kommen direkt zum Finanzministerium.
Ich muss meine Krankenversicherung zahlen und auch meine Pensionsverischerung. (wer mal einen genaueren Blick auf seinen eigenen Lohnzettel geworfen hat, der weiß, dass das ein ordentlicher Batzen ist)
ich brauch eine Betriebshaftpflichtversicherung und eine Rechtsschutzversicherung.
Und diese ganzen Kosten muss ich in die Kalkulation einfließen lassen und da hab ich noch nicht ein Kilo Wachs gekauft und noch keine einzige Kerze gemacht …
Die Materialkosten sind demgegenüber eigentlich marginal … natürlich muss man das rechnen, aber wirklich arg fällt das nicht so ins Gewicht. Ok, ich gieße ja Achate oder z.B.: Meteoriten in meine Kerzen ein, da muss ich extra zur Mineralienmesse nach München fahren um all das besorgen zu können, so gesehen fällt das Material schon auch ins Gewicht … und durch die Corona-Krise hat sich z.B. der Preis für Wachs verdreifacht …
Aber was dann den Großteil ausmacht, sind die Personalkosten …. ja, auch die eigenen!
Eine sehr liebe Kollegin hat das letzthin auf Facebook gepostet, was da alles zusammenkommt … per Telefon einen Termin ausmachen und erste Fragen abklären 10 Minuten. Wenn ein Paar dann zu mir kommt mindestens 1 Stunden (manchmal gehts vielleicht schneller, aber ich hatte auch schon Paare da, die nach 2 Stunden immer noch nicht einig waren) um einen gemeinsamen, individuellen Entwurf zu machen.
Wenn die Kunden aber von weiter weg sind, dann muss man oft ewig e-mails hin und her schicken mit Fotos und Entwürfen … da komm ich manchmal auf weit mehr als 2 Stunden.
Dann muss der Rohling gemacht werden ich rechne dafür 1,5 – 2 Stunden (ok, viele Kollegen müssen das nicht rechnen, weil sie die Rohlinge zukaufen, die haben dafür halt mehr Materialkosten, aber ich mach für 98% der Kunden auch die Kerze selber)
Dann muss ich die Kerze verzieren … das kann schon mal 3 oder 4 Stunden dauern …
Wenn das Ding dann fertig verziert ist wird es so versiegelt, dass die Kerze auch noch in vielen Jahren gut ausschaut, dann wird beschriftet – das hat zB.: schon eine Zeit lang gedauert, bis ich das soweit perfektioniert habe, dass ich jetzt in praktisch jeder Schriftart, die gewünscht wird meine Kerzen gravieren kann (im Gegensatz zu den fertigen Wachsbuchstaben, oder den gefummelten Beschriftungen aus Wachstreifen kann man die Gravur nicht unabsichtlich kaputt machen)
Dann werden noch Strasssteinchen aufgeklebt und ganz zum Schluss noch ein spezieller staubabweisender Kerzenlack aufgetragen …
Dann wird die Kerze fotografiert, die Kunden werden informiert dass das Ding fertig ist und ein Termin zur Abholung ausgemacht. Für Kunden die von weiter weg sind werden die Kerzen dann ordentlich verpackt, in Verpackungsmaterial, das ich natürlich kaufen muss und zur Post gebracht … Ach ja, Postgebühren fallen ja dann auch noch an …
Es is also wirklich viel Zeit, die man investiert … und ja, diese Zeit müssen die Kunden bezahlen, weil wenn man etwas nur aus Spass an der Freud macht, wird man nicht davon leben können … was aber Sinn und Zweck von einer Geschäftsidee sein sollte ;o)) … wobei das ja im Prinzip für alle Dienstleister gilt und sicher nicht auf das Hochzeitsbusiness beschränkt ist. Meine KollegInnen und ich haben halt den Vorteil, dass wir in erster Linie mit glücklichen und verliebten Menschen zu tun haben, was eine wirklich schöne Motivation ist. Außerdem kann man in unserem Business sehr kreativ sein und man darf Dinge machen, die ein Paar ein Leben lang begleiten und an einen der schönsten und sicherlich auch einen der wichtigsten Momente in ihrem Leben erinnern.