You are currently viewing Die schwarze Wetterkerze

Die schwarze Wetterkerze

Die schwarze Wetterkerze

… nur anzünden, wenns ordentlich donnert und blitzt

Ostern steht vor der Tür und mit dem Frühjahr kommen ja auch hin und wieder mal Gewitter auf uns zu.
Eine sehr alte Tradition möchte ich deshalb heute in Erinnerung rufen, nämlich die „schwarze Wetterkerze“, oder Gewitterkerze oder Schauerkerze.

Wetterkerze??? Ja, ich gebs zu, ich wusste vor meiner Zeit als Candleman auch nicht was damit gemeint ist. Aber wenn man sich schon mal hauptberuflich mit Kerzen beschäftigt, dann kramt man vielleicht ein bisschen tiefer und dann stößt man auch auf Dinge, die nicht ganz so alltäglich sind. 

Die Geschichte geht zurück auf das späte Mittelalter / frühe Neuzeit – zumindest wurden die Dinger gegen Ende des 15. Jahrhunderts schon einmal erwähnt – also eigentlich eine Rechnung wo eine Kirche in Ingolstadt einem Händler Wachs „zu den schauerkertzen“ abgekauft hat. d.h. ab diesem zeitpunkt gibt es sie sicher … es ist aber durchaus wahrscheinlich, dass diese Tradition schon vorher existiert hat.

Warum diese Kerze schwarz ist? Nun, es wurden ursprünglich die Reste der Altarkerzen wieder eingeschmolzen und da war natürlich auch Ruß dabei … dürfte ein eher dreckiges graubraun entstanden sein … in weiterer Folge (und aufgrund der gesteigerten Nachfrage) ist man dann halt auf gefärbtes Wachs umgestiegen.

Speziell in den Klöstern des Alpen- und Voralpenraumes wurden diese Kerzen dann mit dem örtlich verehrten Heiligenbild versehen und zu Maria Lichtmess gesegnet. (Gesegnet! Nicht geweiht, wie umgangssprachlich gern gesagt wird … geweiht werden ja nur Personen und Altäre – und damit genug geschlaumeiert für heute ;o))


Und anschließend konnten die gottergebenen Wallfahrer so ein Kerzlein erstehen und als nützliches Andenken mit nach Hause nehmen. Die Klosterkasse freut sich.

Nützlich v.a. deshalb, weil es ja bei einem näherkommenden Gewitter angezündet werden soll … und dann, gemeinsam mit einem frommen Gebet eben dieses Gewitter davon abhalten sollte, besondern Schaden anzurichten … ok, die Wirksamkeit ist jetzt wissenschaftlich nicht unbedingt nachgewiesen, aber wenns nix nutzt, schaden tuts ja auch nicht … außer man lässt das Ding unbeaufsichtigt brennen (siehe dazu die Gebrauchsanweisung) dann könnt schon mal das Haus in Flammen aufgehen … 


Warum mich das Thema – abgesehen von einer gewissen Skurilität – fasziniert … naja, als Spezialist für Hochzeitskerzen sehe ich da schon noch einen weiteren Aspekt … Das Donnerwetter muss ja nicht unbedingt meteorologisch verstanden werden, damit kann man ja durchaus auch eine, mehr oder weniger heftige, Streiterei meinen.

Tja und da kommen jetzt meine Hochzeitskerzen ins Spiel, die soll man ja auch anzünden, wenns mal kracht und blitzt und donnert (also im übertragenen Sinn …) damit man sich wieder daran erinnert, wie es war, als man „JA“ gesagt hat …

So gesehen sind meine Hochzeitskerzen ja auch nix anderes als Wetterkerzen .. die sind halt selten schwarz .. obwohl ein paar schwarze Hochzeitskerzen hab ich in den letzten Jahren schon gemacht

und das wichtigste dabei: irgendwann scheint nach jeden noch so schlimmen Gewitter, ganz sicher wieder die Sonne …